Die Praxis-Website ist im Übergang zur privaten Website von
Dr. Stephan Heinrich NOLTE in Marburg/Lahn.
Nach dreißig Jahren habe ich die Praxis in jüngere Hände übergeben.
Ich freue mich,
wenn Sie Frau Dr. Stefanie Grote und Frau Dr. Sabine Felgentreff
das mir gegenüber erbrachte Vertrauen schenken.
mehr den
publizistischen und literarischen Tätigkeiten widmen:
Der jüdische Kinderarzt Berthold Epstein qualifizierte
sich wissenschaftlich in Prag, wo er zum Direktor der
Kinderklinik der Deutschen Universität aufstieg. 1938
amtsenthoben, gelang ihm mit seiner Frau die Flucht ins Exil
nach Norwegen. Nach der deutschen Besetzung interniert,
wurden sie Ende 1942 nach Auschwitz verbracht, seine Frau
wurde sofort ermordet. Mengele erfuhr von dem namhaften
Pädiater und setzte ihn für seine Zwecke ein. Nach der
Befreiung blieb er in Auschwitz ärztlich tätig und kam im
Mai 1945 mit der Armee zurück nach Prag. Nicht wohl
gelitten, konnte er erst Ende 1949 durch die Übernahme einer
Kinderabteilung an seine Tätigkeit anknüpfen. Durchaus
geehrt, verstarb er 1962. Sein Leben reflektiert die
Zeitgeschichte von der Donaumonarchie bis in die
tschechoslowakische Nachkriegszeit.
Stephan Heinrich Nolte
Wer zum Arzt geht, erwartet Heilung. enttäuscht stellen viele
Patient:innen fest, dass die Medizin zwar Behandlungen anbieten
kann, wir aber letztendlich auf die Selbstheilungskräfte des
Organismus angewiesen sind. Der Arzt ist heute zum
"Leistungserbringer" in einem fragwürdigen und kostenintensiven
Gesundheitswesen geworden.
Stephan Heinrich Nolte, selbst seit 30 Jahren niedergelassener
Kinderarzt, reflektiert, kritisiert und bietet Orientierungshilfen,
was wirklich wichtig und sinnvoll für die Gesundheit ist.
Ich werde mich nach Abgabe der Praxis in Zukunft
Mit Schwerpunkt im medizinischen Bereich auf meine bisherigen Themen
einer verantwortungsvollen Medizin, die einer Gesunderhaltung dienen
soll und nicht einer fragwürdigen Gesundheitswirtschaft, die nicht
handlungsorientiert, sondern abwartend im Vertrauen auf die
Heilungskräfte der Natur nur dann eingreift, wenn es unumgänglich
ist.
Die Frage, was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich einen
Zustand nicht behandle oder eine Maßnahme nicht gleich vornehme,
wird sehr häufig mit „nichts“ zu beantworten sein. Daher propagiere
ich eine Medizin, die so zurückhaltend wie möglich ist, weil nicht
selten die Maßnahmen, die die Medizin anbietet, für den Patienten
ungünstiger sein können als abzuwarten. Das Motto lautet daher: „To
do as much nothing as possible“, nach einem Zitat aus dem bekannten
Buch Samuel Shems „House of Gods“, welches die Wirrungen und die
Hilflosigkeit der Jungärzte während ihrer ersten klinischen
Tätigkeit beschreibt.
Ich will nicht missverstanden werden: In dem Satz: “To do as much
nothing as possible” liegt die Betonung auf „to do“, auf dem
Handeln. Nichts zu tun heißt nicht, nicht für den Patienten und
seine Nöte da zu sein, sondern im Gegenteil: Präsenter und
aufmerksamer Zuhörer und Beobachter zu sein, aber nicht gleich den
Rezeptblock zu zücken oder zum Messer zu greifen. Ich kann mich an
unzählige Situationen erinnern, in denen verzweifelt versucht wird,
dem Verunfallten oder schwer Erkrankten einen venösen Zugang zu
legen, an ihm herumzustechen, anstatt das zu tun, was jeder normale
Mensch machen würde: dem Patienten Trost und Mut zuzusprechen, ihn
zu beruhigen, ihm zuzuhören, ihm zu erklären, was als nächstes
passiert, ihm Halt zu geben, indem man ihn berührt, ihm die Hand
hält. Natürlich ist das viel schwieriger als seine vermeintliche
professionelle Pflicht zu tun.
In einem Gebiet, in dem ich mich viele Jahre bewegt habe, der
Neonatologie, der Wissenschaft vom Neugeborenen, habe ich nur zu oft
erlebt, dass der labile Zustand eines Früh- oder Neugeborenen nach
der Geburt durch zu viele Maßnahmen in seinen Anpassungsvorgängen
gestört wird und dann in Katastrophen mündet, die dem Zustand des
Kindes zugeschrieben werden, in Wahrheit aber durch iatrogene,
hausgemachte Probleme verursacht werden. Leider haben sich solche
Konzepte einer exspektativen, abwartenden Haltung nicht durchsetzen
lassen. Selbst in meiner Funktion als Leiter einer
Neugeborenen-Intensivstation musste ich vor dem Eifer und den
Ängsten der jungen Kollegen und deren Berufung auf Leitlinien und
Normalwerten kapitulieren.
Neben den aktuellen medizinethischen und theoretischen Fragen
beschäftige ich mich, ausgehend von einem kulturwissenschaftlichen
Standpunkt, seit vielen Jahren mit verschiedenen
medizingeschichtlichen Fragen. Diese betrifft zum einen die Medizin
im 19. Jahrhundert, von der „französischen“
Pathologisch-anatomischen Schule zur romantischen Medizin, zur
Geschichte der Homöopathie und der Phrenologie, dann zur Medizin im
Nationalsozialismus, hier besonders anhand von Biographien. Aber
auch aktuelle Themen wie die Einführung der Vorsorgeuntersuchungen
und der Paradigmenwandel von Fürsorge zu Überwachung, wie wir sie
bei den verpflichtenden Vorsorgen, aber auch bei den Coronamaßnahmen
erleben, werden unter kulturwissenschaftlichen Aspekten betrachtet.
In den Grauzonen der Geschichte
Der Prager Kinderarzt Berthold Epstein
(1890–1962)
276 Seiten, Klappenbroschur
71 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-484-9
Erschienen: 2022
27,00 €
Ausgezeichnet mit dem Herbert-Lewin-Preis zur Aufarbeitung der
Geschichte der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus
2021
Heilen oder behandeln? Reflexionen zu
ärztlichem Wirken heute
22,00 €
Auch als E-Book (EPUB) lieferbar!
ISBN: 978-3-86321-586-6
17,99 €
Gesundheit kann man - nach wie vor - nicht kaufen. Wir können
stattdessen selbst aktiv werden, um unserem Körper etwas Gutes zu
tun - während medizinische Vorsorgemaßnahmen häufig eher der
Früherkennung als der Verhinderung von Erkrankungen dienen. Neben
der Erkennung und Behandlung solte daher ein zentraler Fokus auf den
Weg der alltäglichen Gesunderhaltung gelegt werden.